im rhythmus des fächers

im rhythmus des fächers [ein spiel in progress]

Gustavo Mendez-Liska befasst sich seit seiner Jugend mit Musik und Musiktheorie auf der Suche nach Notationen, die die Pausen andeuten. In diesem Sinne, war für ihn der Rhythmus ein Element, das eine Abfolge von Ganzen-, Halben-, Viertel- und Achtelpausen ermöglicht hat, vielmehr als die Noten, die dazwischen gespielt worden sind. Diese Aufmerksamkeit auf die Pausen und die Form wie man sie ausdrückt, bzw. die Stille und Kraft dieses Nicht- Klanges und Nicht-Sounds, hat er so weit getrieben, dass er schlussendlich anfing, andere Mittel in Betracht zu ziehen, um diese sinnliche Vision auszudrücken. So hat er begonnen, in der bildenden Kunst zu experimentieren, wo er schließlich seine Heimat gefunden hat und mit der er auch bekannt geworden ist.

Nach einer ersten kurzen Phase figurativer Malerei hat er verstanden, dass nicht das Objekt sondern viel mehr der Raum zwischen den Objekten in aller Schärfe zu thematisieren ist. Dementsprechend werden seine Arbeiten (Bilder, Installationen, Videos) abstrakt. Formal ist es sein Bestreben Farben, Materialen, Licht und Schatten im Bild zu organisieren, bis das Nichtgemalte zum Ausdruck kommt. Früher hat er mit Diptychen und Triptykchen experimentiert, bei denen dieser hervorgerufene Raum zwischen den Bildern Bestandteil derselben war. Die Werke lassen sich von links nach rechts lesen, wie eine Partitur, auf der die Noten und vor allem die Pausen angedeutet sind. Die Tiefe oder das Volumen seiner Arbeiten verweisen auf ihre eigene Resonanz. Der Höhepunkt dieser Arbeit findet dann ja in der Ausstellung seiner Bildern statt: die Sorgfältigkeit der Hängung hat nur den Sinn, die leeren Räume zwischen den Bildern zu betonen und eine Kommunikation zwischen Objekten und nun auch Besuchern zu ermöglichen. Hier verschwinden die einzelnen Werke, um eine gesamte Idee darzustellen. Der ideale Raum wird schon in der Entstehung seiner Arbeiten durch die Auswahl verschiedener Techniken wahrgenommen. Folgerichtig sind seine Arbeiten nicht für den Sammler und seine Kunstdepots gedacht. Es sind vielmehr Werke, die durch Hängung und Installieren in der Resonanz von Raum, Objekt und Besucher zu verstehen sind. So distanziert er sich ungewollt von dem Kunstrausch und der Mode, was wiederum Authentizität und Unabhängigkeit bringt. Er kann nur a-temporär aber dafür rhythmisch arbeiten.

Mit dem „Rhythmus des Fächers“ will er jetzt die gesamte Erfahrung: Musik, Pausen, Nicht-Sound, Beschreibung von Pausen und Stille ein absolut neues System in den bildenden Kunst und Musik erforschen. Dieses System ist schon im Mesmerismus und in der philosophischen Sphärologie beschrieben worden. Er spricht über ein System von Wechselwirkungen, also über die gegenseitige Beeinflussung verschiedener Objekte in einem Raum und über die Beschreibung eines Raumes durch die Elemente, die er beherbergt, ohne den Raum selbst zu nennen. Die Analogie dafür hat er in dem Raum, den ein Fächer beschreibt.

Der Fächer formuliert und bereist einen Raum der zwischen zwei imaginären Punkten oder Tönen eine bestimmte Masse in Bewegung setzt. Die Wiederholung dieses Aktes ergibt für den Akteur einen Moment der Erleichterung. Er erklärt, dass die Töne per se nicht relevant sind, sondern die Interaktion zwischen diesen Tönen bedeutsam ist. In dieser Beschreibung erklärt sich seine Negation von Sammlern, Galeristen oder Künstlern, die allein agieren, gegenüber der Interaktion der verschiedenen Subjekte. Das Individuum wird entmythologisiert und einer Gruppe untergeordnet, die Mystik wird dem Mysterium zurückgegeben.

Dieses Unbekannte gilt es durch das Mitspielen von verschiedenen Akteuren zu induzieren: Künstler, Musiker, Graphiker und Schreibende. Alle versuchen in ihrer Fachkompetenz und durch ihre eigene Erfahrung das Unbekannte, die Pausen zwischen zwei Noten, den Raum zwischen der Bewegung eines Fächers zu beschreiben und die dadurch entstehende Sphäre zu evozieren. Jede Position für sich ist unbedeutend, in der Form abstrakt und im Inhalt bipolar, zweiseitig und mit einer internen Resonanz. Das Zusammenspiel jeder einzelnen Form aber beschreibt ein Universum, das die Bedeutung der einzelnen Positionen widerspiegelt.

Dieses Projekt wird durch staatliche und private Institutionen mitfinanziert.

Februar 2007

Kurator: Enrique Guitart

 

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